Space and Travel

Das Reisen mit dem eigenen Fahrzeug übt seit jeher eine besondere Faszination aus. Man ist unabgängig von Fahrplänen, bestimmt das eigene Tempo und kann halten, wo und wann man möchte. Wenn man dann noch das eigene Bett und die eigene Küche dabei hat, ist man nicht einmal mehr auf Öffnungszeiten und Buchungen von Unterkünften angewiesen. Für viele Menschen ist das Reisen mit einem Camper der Inbegriff der Freiheit.

Ich selbst reise gern mit dem Camper. Mich reizt es dabei Orte zu sehen, die ich sonst auf Flugreisen nur blind überfliege. Mit einem Campingfahrzeug hingegen komme ich mit der bereisten Kultur und der Natur in Berührung. Ich kann kulturellen und landschaftlichen Wandel im eigenen Tempo erfahren, anstatt nur am Zielflughafen von ihnen „geschockt“ zu werden. Aus diesem Grund beschloss ich 2012 mit dem Camper von Berlin nach Shanghai zu fahren. und habe selbst erlebt, was es heißt über 4 Monate und 22 000 km in einem mobilen Zuhause unterwegs zu sein. Wenn man ein Campingfahrzeug betrachtet, darf man nicht nur die Ausstattung und das Material samt seiner technischen Funktionen sehen, sondern es muss auch der Kontext, in dem es sich aufhält, berücksichtigt werden. Es erfüllt in seiner Umwelt verschiedene Zwecke. Es ist Zuhause und bietet Schutz vor Gefahren und Witterungen. Gleichermaßen muss es jedoch auch permeable für kulturellen Austausch und das Erfahren der Natur sein.

Ein Campingfahrzeug ist vor allem ein interkultureller Raum. Der mobile Raum fährt mit Erwartungen, Vorurteilen, Wünschen und Ängsten der Reisenden in fremde Kulturen, in denen ebenfalls Erwartungen, Vorurteile, Wünsche und Ängste vorherrschen. Der mobile Raum ist der Ort, an dem sich die kulturelle Interaktion der Reisenden und Bereisten abspielt.

Heute scheint das Fernreisen mit dem eigenen Fahrzeug populärer den je. Auf Tourismus- und Freizeitmessen sind Camper und Expeditionsmobile kaum noch wegzudenken. Die Zahl der Anbieter hat sich über die letzten Jahre gefühlt verdreifacht. Doch viele der angebotenen Reisefahrzeuge, die ihre Insassen zu kulturellen Erfahrungen und Eigenarten der Natur bringen könnten, scheinen mir für diese Aufgabe ungeeignet. Denn die Reisefahrzeuge werden immer luxuriöser, größer und isolieren ihre Insassen von der Umwelt. Das ist paradox, wollen die Reisenden doch die Natur und Kultur ursprünglich erleben.

Ich glaube, dass Freizeitmobile die Plattform für ein interkulturelles Reiseerlebnis sein sollten. In diesem Projekt habe ich daher herausgearbeitet, wie ein Reisefahrzeug gestaltet sein sollte, um den Reisenden ein möglichst unverfälschtes Reiseerlebnis zu ermöglichen.